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Ich bin ein ASCIC

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Die PC-Aufrüstung
Die Geschichte der Aufrüstung eines ASCIC-Computers
Untertitel: Ich bin ein ASCIC. Ich bin anders...

Es war einmal vor nicht allzulanger Zeit (genauer: vor ca. 5 Tagen), da sollte unser etwas betagter ASCIC-386-PC nach vielen Monaten braven Dienstverrichtes aufgerüstet werden - denn Standard-VGA, nur 1MB RAM, nur ein 5,25"-360KB-Laufwerk und gar garkeine Festplatte waren einfach zu wenig für den professionellen Einsatz als Computer.
Vor allem sollte endlich ein PC daraus werden, auf dem aktuelle Computerspiele lauffähig sind und auf dem sogar Windows installiert werden kann. Hoffnungen auf großartige Arbeitsgeschwindigkeit unter Windows machten wir uns ja sowieso nicht - denn Windows auf einem 386 ist ja sowas ähnliches wie ein Fiat 500 auf der alten Brenner-Paßstraße.
Trotzdem - als durchschnittlich, durch langjährige PC-Programmierung und gewerbliche PC-Reparaturtätigkeit eher sogar überdurchschnittlich begabte Spezialisten planten wir also, in Eigenarbeit den Speicher auf ganze 8 MB aufzurüsten, eine 500MB-Festplatte einzubauen, ein 1,44MB-Laufwerk nachzurüsten, eine SVGA-Karte mit S3-Chip zu installieren und letztendlich eine Netzwerkkarte einzustecken, damit auch die Verwendung als Reserve-Workstation und Printserver in unserem Netzwerk gewährleistet wäre.

Der Einkauf der Einzelteile verlief problemlos - abgesehen davon, daß wir zunächst PS/2-Speichermodule statt altherkömmlicher SIMMs, eine Festplatte mit EIDE-Schnittstelle statt der gewünschten IDE-Schnittstelle, eine PCI-Grafikkarte statt der bestellten ISA-Grafikkarte und eine VL-Netzwerkkarte statt der ISA-Version erhielten. Schon bald nach dem Umtauschen stand der Arbeit nichts mehr im Wege - und wir legten mit Freude und großen Erwartungen los.

Etwa eine Viertelstunde nach Beginn der Arbeit.
Noch immer sind wir dabei, die letzten hinterhältig versteckten Schrauben zu finden, um endlich das verdammte Gehäuse öffnen zu können. Ein Schraubenzieher mußte dran glauben, weil die ASCIC-Schrauben eine ganz spezielle Zwischengröße haben, die in Europa leider nicht zum vorhandenen Werkzeug paßt.
Einige Minuten später.
Mit einem lauten Krach löst sich der verklemmte Gehäusedeckel, eine scharfe Kante hinterläßt bluttriefende Spuren an mehreren Fingern und einige allzukurze Drähtchen reißen mit häßlichem Geräusch aus den Steckkontakten. Es stellt sich beim Zurückverfolgen des ehemaligen Verlaufs der Anschlüsse heraus, daß mit der Jungfräulichkeit des Rechners auch die Front-LEDs und der Lautsprecher für immer hinüber sind. Zwar könnten wir wohl an den abgerissenen Käbelchen einen neuen Stecker anbringen, doch der ASCIC ist anders als andere Computer. Er hat eigene Steckerformate, auf die handelsübliche Stecker nicht passen. Der abgerissene Originalstecker ist perfekt verschweißt und kann nicht geöffnet und nicht repariert werden. Das direkte Anbringen von neuen, normalen Steckern oder gar Anlöten der Drähtchen an die betreffenden seltsamen Pins auf dem Mainboard scheint uns zu riskant und ganz und gar unmöglich - zumal vermutlich nicht einmal der Hersteller genau wissen würde, welches Käbelchen wohin gehört hatte. Also vergessen wir die Leuchtzierde und den Lautsprecher einfach und kleben die losen, bunten Käbelchen am Gehäuse irgendwie fest, damit sie nicht so auffallend leblos herunterhängen.

Eine halbe Stunde nach Beginn der Arbeit.
Die Finger sind verpflastert, das Gehäuse ist offen. Wir betrachten staunend das Innere des ASCIC-Computers und erkennen ein riesiges Motherboard mit vielen, vielen Jumpern, Slots und verschiedenen abnormalen Bauteilen. Darüber ist eine Spezial-Busplatine montiert, die den Zugang zu allen Teilen des Geräts versperrt. Wir entfernen sie und suchen nach Speicherbausteinen oder freien Sockeln für neue Speicherbausteine. Wir finden nichts und suchen genauer. Wir können trotzdem nichts identifizieren - und überlegen uns einige theoretische Alternativmöglichkeiten.

Einige Zeit später.
Wir finden nach Studium des - zu unserer riesigen Freude und großen Überraschung vohandenen - eilig hinzugezogenen Handbuchs einige fest eingelötete RAM-Bausteine und einige tief unter den Laufwerksschächten verborgene freie SIMM-Sockel. Wir beschließen: Demontage der Laufwerksschächte, um an die Sockel zu gelangen.

Wieder einige Zeit später.
Um die Laufwerksschächte ausbauen zu können, mußten wir zuerst die Frontplatte des stabilen und schweren Metallkastens entfernen. Dies dauerte einige Zeit, erinnerte uns auf gewisse Weise an das Öffnen des Gehäusedeckels und ließ eiskaltes Grauen beim Gedanken ans spätere Wiederzusammenbauen aufkommen.

Fünfundvierzig Minuten nach Beginn der Arbeit.
Wir haben acht 1MB-SIMM-Module in die freien Sockel gesteckt. Genau so, wie wir es immer bei Speicheraufrüstungen machen. Ein erster Probelauf. Das ASCIC-BIOS meldet sich - mit dem kurzen Kommentar "Invalid Configuration" - und weigert sich im Anschluß sofort, irgendetwas anderes zu tun.
Immerhin meldet es sich - dies suggeriert uns Hoffnung. Wir ziehen das Handbuch zu Rate.

Eineinhalb Stunden nach Beginn der Arbeit.
Wir werden aus dem Handbuch nicht schlau. Das Handbuch ist eine wirklich drollige Übersetzung der englischen Ausgabe und enthält genaue Anweisungen, wie die Speicheraufrüstung vorzunehmen sei. Wir versuchen mehrmals, den Anweisungen des Handbuchs zu folgen. Wir können die korrekte Jumpereinstellung nicht herausfinden. Das Hauptproblem ist, daß sich die Angaben im Handbuch zum einen vom im selben Handbuch abgedruckten Platinenlayout als auch zum anderen vom tatsächlichen Platinenlayout unterscheiden. Wir können die in der Anleitung genannten "Switches SW23-27" in der abgedruckten Platinenlayout-Zeichnung nicht finden. Auf der vor uns liegenden Platine finden wir überhaupt keine Switches, sondern nur einige "Mäuseklaviere" - teilweise mit, teilweise ohne Beschriftung, und obendrein ganz woanders als auf der Layoutzeichnung im Handbuch.. Auch als wir Handbuch und Platine drehen und wenden und von allen Seiten aus versuchen, Übereinstimmungen mit dem abgedruckten Layout zu finden, kommen wir nur zu einem einzigen Schluß: Platine und Handbuch stimmen nicht überein. Handbuch und darin abgedrucktes Platinenlayout stimmen in sich selbst ebenfalls nicht überein. Nichts stimmt überein, nichts paßt zusammen. Verzweifelt verschwenden wir einen kurzen Gedanken an Supportleistungen, die wir vielleicht in Anspruch nehmen könnten.
Aber nein - unser einziger ASCIC-Händler hat der Marke ASCIC längst den Rücken gekehrt. Kein Support ist verfügbar. Fluchend notieren wir und kurz die aktuellen Switch-Einstellungen und testen verschiedene Switch-Kombinationen auf gut Glück durch. Natürlich haben wir Pech. Wiederholt meldet sich nach dem Einschalten nicht einmal mehr das störrische BIOS. Der Rechner ist tot. Weil wir nicht einmal feststellen können, ob wir die richtigen Jumper durchkombinieren, um die Speicherkonfiguration anzupassen, geben wir auf. Der Speicher wurde nicht erkannt. Wir entfernen die Module wieder und setzen die Switches auf die ehemalige Originalstellung.

Mehr als zwei Stunden nach Beginn der Arbeit.
Ohne Zusatzspeicher läuft der ASCIC wieder. Bisherige Bilanz: Zwei Stunden Arbeit, einige verletzte Finger, zwei Bündel Kabel abgerissen, Gerät in Einzelteile zerlegt, acht MB RAM vergebens gekauft und absolut gar kein Ergebnis erzielt. Noch schlimmer - wir wissen bereits jetzt nicht mehr, welches Teil wie und wo ursprünglich befestigt war.

Wir machen Pause und schlafen eine Nacht über dem Problem.
Alpträume quälen uns. Im Traum spricht ein ASCIC mit uns: "Ich bin ein ASCIC. Ich bin anders als andere Computer. Mein Gehäuse kannst DU nicht öffnen! Meine Stecker passen nicht zu Deinen Steckern! Meinen Speicher kannst DU nicht aufrüsten. Dein RAM will ich nicht! Du kannst mich zur Aufrüstung nur zum Hersteller zurückschicken - der rüstet mich mit Spezialteilen, geheimen Spezialtricks, Spezial-Know-How und Spezialwerkzeug auf. Aber den Hersteller gibt's nicht mehr. Ätsch!"

Am nächsten Tag.
Wir beschließen, das Speicherproblem vorerst beiseite zu lassen. Wir wenden uns dem Einbau der Festplatte zu. Schnell ist ein IDE-Controller eingesteckt und festgeschraubt, wenn auch etwas abenteuerlich aufgrund einiger extra erfundener Spezialprovisorien, die wegen der seltsamen Einbauposition und der senkrecht stehenden Busplatine nötig waren. Nicht ganz so schnell geht der Einbau der Festplatte vonstatten. ASCIC-Computer sind anders - sie haben keine normalen Laufwerkseinschübe. ASCIC-Einschübe sind breiter als normale Einbaurahmen. Nur wer spezielle ASCIC-Einschubleisten am Einbaurahmen montiert, der kann normale Laufwerke und Festplatten in ASCIC-Einschübe schieben. Leider bricht beim Versuch, die Festplatte mit den rasch nachträglich speziell besorgten und montierten ASCIC-geeigneten Einschubleisten einzuschieben, eine von den recht dünnen Plastik- Einschubleisten mitten durch. Jetzt wackelt die Festplatte im Einschub, aber festschrauben können wir sie nicht, denn Schraublöcher sind im ASCIC-Laufwerksschacht nicht vorgesehen. Wir grübeln einige Zeit, dann sehen wir ein, daß wir noch eine Einschubleiste brauchen werden. Wir wollen sie am nächsten Tag besorgen. Vorerst hilft uns ein Provisorium aus Karton.

Da wir schon beim Einbau von Laufwerken sind, montieren wir bei dieser Gelegenheit auch unser neues Floppylaufwerk. Für den Anschluß der Stromversorgung müssen wir eins der ASCIC-Kabel kappen und einen normalen Stecker montieren, denn ASCIC-Stromversorgungs- Anschlüsse sind anders als normale Anschlüsse und passen deswegen nicht. Ein kurzer Test beweist, daß wir richtig gepolt und gelötet haben. Floppylaufwerk und Festplatte laufen bei Einschalten ganz normal an.

Eine halbe Stunde nach Beginn der Arbeit am zweiten Tag.
Mutig verbinden wir die Festplatte und das Laufwerk mit dem IDE-Controller. Wir stellen dabei fest, daß vom bereits eingebauten Floppylaufwerk ein IDE-Datenkabel bis hinunter zur äußersten verborgenen Ecke des Mainboards verläuft. Siedend heiß fällt uns plötzlich ein, daß da wohl schon ein Floppy-Controller auf dem Mainboard integriert sein muß. Ob sich der wohl mit unserem zusätzlich eingebauten Controller verträgt? Noch schlimmer: An die Problematik mit integrierten Controllern erinnert, stellen wir fest, daß sogar die VGA-Grafikkarte auf dem ASCIC-Mainboard integriert ist. ASCIC- Computer sind eben anders als andere Computer. Diese Erkenntnisse bereiten uns lichterlohen Schrecken.

Eine halbe Stunde und zwei Minuten nach Beginn der Arbeit am zweiten Tag. Ein Boot-Versuch hat bewiesen, daß sich der neue Controller überhaupt nicht mit dem integrierten Controller des ASCIC-Mainboards verträgt. Wir entfernen den neuen Controller wieder.

Eine Dreiviertelstunde nach Beginn der Arbeit am zweiten Tag.
Handbuch und Suche an versteckten Orten unter verschiedenen Blechen brachten unerwartete Überraschungen zutage. Auf dem ASCIC-Mainboard ist ein kompletter IDE- und Floppy- Controller integriert! Sämtliche Anschlüsse und Kabel für ein einzelnes Floppylaufwerk sind vorhanden!

Einige Minuten später.
Wir haben sogar eine Steckerreihe gefunden, die offensichtlich für den Anschluß des Festplatten-IDE-Kabels vorgesehen ist. Wir fummeln in mehrminütiger, äußerst komplizierter Aktion unser neues, extra rasch nachträglich besorgtes IDE-Harddisk-Kabel auf diese Steckerreihe. Weiterhin tauschen wir das Floppy-Kabel gegen ein neues mit zwei Anschlüssen für genau zwei Floppylaufwerke aus und schließen unsere beiden Laufwerke an. Nocheinmal und nocheinmal kontrollieren wir, ob die A/B-Codierung des Floppykabels stimmt, ob Pin 1 auf Pin 1 steckt und ob das Floppykabel am Floppy-Anschluß und das Harddisk-Kabel richtig am Harddisk-Anschluß steckt.
Siegessicher schalten wir unseren ASCIC ein.

Einige Minuten später.
Wir haben wieder ausgeschaltet und widmen uns dem Problem, daß es offensichtlich nunmehr zwei A: oder zwei B:-Laufwerke gibt, was das ASCIC-BIOS dazu veranlaßt, ohne irgendeine Meldung den Betrieb des PCs zu verhindern. Nur die Laufwerks-LEDs leuchten durchweg und ausdauernd. Wir stecken fleißig um, testen wiederholt verschiedene Kombinationen von Kabelverdrehungen und Adress-Jumpern am Laufwerk und geben dann auf. Wir bauen das alte Floppykabel wieder ein, schließen mittels eines extra nachträglich besorgten kleinen Adapters das 1,44MB-Laufwerk daran an und verzichten auf den Betrieb des alten 360KB-Laufwerks. Wir erzielen damit einen durchschlagenden Erfolg. Nach dem Einschalten leuchtet die Laufwerks-LED kurz auf, dann geht nichts mehr.

Eine knappe Minute später.
Die Idee des Tages stammt von einem Mitarbeiter. Es liegt vermutlich an der falschen Setup-Einstellung - es ist ja immer noch ein 360KB-Laufwerk im Setup des ASCIC-Computers eigetragen. Also muß nur das Setup richtig eingestellt werden - dann wird es funktionieren.

Wenige Sekunden später.
Wir versuchen, in das Setup-Programm des ASCIC zu gelangen. Wir probieren DEL, wir probieren die Rücktaste, Ctrl-F1, Ctrl-S, Ctrl-Alt-S, Ins, Esc und Ctrl-Esc, alle Tasten und im Lauf der Zeit hunderte von intelligent ausgedachten Tastenkombinationen vor, nach und vor allem während des Bootvorgangs. Die Besorgnis wächst, Frustration und Verzweiflung drohen uns zu übermannen. Wir können das Setup-Programm nicht starten. Höhnisch meldet das BIOS des ASCIC irgendwann: "Invalid Configuration - Please run Setup".

Eineinhalb Stunden nach Beginn der Arbeit am zweiten Tag.
Wir haben tausend Leute angerufen und befragt und erfahren, daß es im ASCIC-BIOS wohl kein Setup-Programm gibt. Wir müssen ein solches von Festplatte oder Diskette aus aufrufen. Spontan fällt mir das Klischee von der Katze ein, die ihren eigenen Schwanz fangen will. Wie sollen wir von Diskette ein Setup-Programm starten, wenn wir erst ein Setup-Programm starten müssen, um das Diskettenlaufwerk verwenden zu können? Wir raufen uns die Haare. Wir erkennen mit Hilfe einiger Beanspruchung unserer scharfen, computer-logischen Denkweise, daß wir unser altes 360KB-Laufwerk wieder anstöpseln müssen, um überhaupt ein Programm von irgendeiner Diskette aus starten zu können. Erkannt - getan. Aus langjähriger Erfahrung wissen wir, daß es für solche Anforderungen ziemlich sicher eine Original-Systemdiskette mit den benötigten Treibern und Programmen, speziell Setup-Progammen geben müßte. Wie immer liegt unserem Handbuch eine solche Diskette nicht bei. Auch die ehemalige Originalverpackung, unsere Diskettensammlung und sämtliche Händler und Computerläden, die wir kennen, besitzen keine solche Diskette. Einen ASCIC-Hersteller, egal wo auf dieser Welt, konnten wir ja schon vorher nicht auftreiben. Wir begeben uns also auf die Suche nach einem zweiten ASCIC-Computerbesitzer, der eine Original-ASCIC-Systemdiskette mit Setup-Programm hat und uns davon eine Kopie gibt.

Ein ganzer Tag ist vergangen.
Das Unmögliche ist geschafft, wir jubeln zum Himmel und danken zum ersten Mal in unseren 7 Leben Gott dafür, daß er dies ermöglicht hat: Wir haben eine Original-ASCIC-Systemdiskette aufgetrieben!
Allerdings ist kein Setup-Programm darauf enthalten, wie wir leider feststellen müssen. Wir werfen die Diskette aus dem Fenster.

Wir machen Pause und schlafen eine weitere Nacht über dem Problem.
Neue Alpträume quälen uns. Im Traum spricht ein ASCIC mit uns: "Ich bin ein ASCIC. Ich bin anders als andere Computer. Deinen Controller will ich nicht! Dein Kabel paßt nicht! Mein Laufwerk bleibt bei mir! Dein Laufwerk geht nicht, ich weiß das! Denn Du hast kein Setup-Programm!"

Wir beginnen den dritten Tag der Aufrüstung sehr früh morgens mit Stöbern im Internet und in Mailboxen, bis wir ein Setup-Programm für ASCIC's aufgetrieben haben. Sofort wird es ausprobiert.

Einige Stunden und einige Ferngespräche später.
Große Überraschung: Das Setup-Programm hat funktioniert. Klaglos akzeptiert der ASCIC unser frisch angeschlossenes 1,44MB-Laufwerk. Lesen und Schreiben - beides klappt auf Anhieb. Sogar den Typ unserer neu eingebauten Festplatte können wir dem ASCIC beibringen.
Hoffnungsvoll beginnen wir die Installation von MS-DOS auf der neuen Festplatte.
Kurze Freude. Schon FDISK meldet: "Fehler beim Lesen von der Festplatte". Kurzer Schock. Doch wir sind so schnell nicht kleinzukriegen und testen andere Setup-Parameter, Kabelverdrehungen, Jumpereinstellungen, andere DOS-Versionen, andere Installationsprogramme. Die Fehlermeldung bleibt das Einzige, was wir von der Festplatte erhalten.

Einige Stunden nach Beginn der Arbeit am dritten Tag.
Wir haben die Festplatte in einem anderen, ganz normalen PC getestet und mußten feststellen: Auch dieser PC kann keine Informationen mehr von der Festplatte lesen. Das Low-Format ist vermutlich beschädigt. Aus unserem Wissensfundus schöpfen wir, daß IDE-Platten nicht Low-Level-formatiert werden dürfen, weil sie sonst für normale Anwender irreparabel beschädigt sind. (Der ASCIC-Computer wußte davon wohl ziemlich sicher nichts - wer weiß, was er mit der Platte angestellt hat...) Uns dämmert: Die Platte ist damit gestorben. Hoffentlich geht das auf Garantie!
Wir wollen dem integrierten ASCIC-Killer-Controller keine weitere Festplatte anvertrauen und entschließen uns aufgrund einer brillanten Eingebung, den integrierten IDE-Controller auszuschalten, sprich - auf Neuhochdeutsch in dem Dialekt, den auch unser Handbuch verwendet - ihn zu disablingen.

Einige Zeit später.
Das Handbuch gibt genaue Auskunft, wie der integrierte Controller zu disablingen sei. Wir folgen den Anweisungen und haben binnen kurzem das gesamte Mainboard disablingt. Zwei Lösungsmöglichkeiten kristallisierten sich heraus: Entweder Mainboard mit exclusiv integriertem ASCIC-Spezial-Killer-Controller, oder ein disablingter Killer-Controller auf einem infolgedessen ebenfalls disablingten Mainboard, gleichbedeutend mit "gar nichts".

Wieder einige Zeit später.
Wir entschließen uns entnervt, einen großen Schritt nach vorn zu tun und einfach das gesamte Mainboard auszutauschen. Wir schrauben einige Zeit herum, demontieren alles, was uns stört, reißen schließlich das riesige Mainboard mit Gewalt aus der uferlos umständlichen Verankerung und bauen ein neues, extra schnell nachträglich eingekauftes, ganz normales 386/40-Baby-Board ein. Wir müssen uns einige Tricks einfallen lassen, denn natürlich passen keine Steck- und Schraublöcher auf die vorgesehenen Bohrungen und Aussparungen im Gehäuse. Aber wir sind versierte Mechaniker und schaffen das Unmögliche innerhalb von nur einer Stunde. Leider gibt es keine Möglichkeit, die Slots des neuen Mainboards zu nutzen. Wir müssen die original-ASCIC-Spezial-Busplatine einbauen und alle Steckkarten waagrecht in diese Busplatine einsetzen. Nur so passen die Karten zugleich in einen PC-Slot und in eine Gehäuse-Aussparung, in der wir sie auch festschrauben können.

Ein paar Sekunden später.
Die ASCIC-Tastatur paßt nicht in den normalen Tastatur-Anschluß. ASCIC-Tastaturenstecker sind anders. Sie haben nur vier Pins. Wir fluchen wie noch nie in unserem Leben und besorgen schnell nachträglich eine neue, ganz normale AT-Tastatur. Erste Zweifel an der gesamten Computerbranche kommen auf - wir fassen unsere Gedanken ganz kurz zusammen: "Paßt denn hier wohl gar nix?".

Etwa zwölf Stunden nach Beginn der Arbeit am dritten Tag.
Wir haben uns daran versucht, aus den vielen bunten Kabeln, die aus dem ASCIC-Netzteil kommen, eine Stromversorgung für normale PCs zu basteln. Dies ging schief, denn nach dem Kappen der vielen bunten Kabel, die aus dem ASCIC Netzteil quellen, sowie einigen Meßreihen, die uns sagen sollten, welches ASCIC-Netzteilkabel welche Funktion hat, stellten wir fest, daß ein normales Netzteil in etwa gar keine der Farbcodierungen und verschiedenen Stromspannungen mit einem ASCIC-Netzteil gemeinsam haben kann.
Mit dieser Erkenntnis besorgen wir schnell nachträglich ein neues, ganz normales ganz normales PC-Netzteil und schrauben es vorläufig außen an dem seltsamen ASCIC-Computergehäuse fest, denn innen paßt es nicht.
Gleich darauf bauen wir unser neues Mainboard ein, installieren alle RAM-Bausteine, eine extra schnell nachträglich besorgte neue Festplatte mit vorinstalliertem MS-DOS, die Laufwerke, Grafikkarte ein, stellen das Setup ein und nehmen den Betrieb unseres neuen PC auf. Sofort bootet der PC - und sofort danach hängt er sich auf. Er gibt keine Reaktion mehr von sich, die Laufwerks-LEDs leuchten wie wild, die Harddisk-LED leuchtet - so hell war es nachts noch nie bei uns...

Wir schlafen eine weitere Nacht mit neuen Alpträumen über unseren ASCIC-Computer.
Im Traum spricht ein ASCIC-Computer zu uns: "Na - macht's immer noch Spaß?"
Dann spricht ein zweiter ASCIC-Computer zu uns: "Na - wie geht's Euch? Mein Kollege nervt euch wohl? Na - macht das Aufrüsten immer noch Spaß?"
Dann spricht ein dritter ASCIC-Computer zu uns: "Ich bin auch ein ASCIC. Ich bin auch anders als andere Computer... Wollt ihr mich aufrüsten? Ätsch - das schafft ihr nie, nie, nie, nie!"
Dann sprechen ein vierter und ein fünfter und ein sechster ASCIC-Computer im Chor zu uns:
"Na - was ist los mit Euch? Wollt ihr uns auch aufrüsten? Acht MB wären toll, dazu eine neue Festplatte und eine neue Grafikkarte..."
Panik und unwillkürliche ASCIC-taxische Reaktionen werfen uns aus dem Bett bei dem Gedanken, weitere ASCIC-Computer aufrüsten zu müssen. Nicht einmal einen Kaffee brauchen wir an diesem frühen Morgen, um sofort blitzwach zu sein.

Am vierten Tag.
Bilanz: Bisher drei Tage Arbeit investiert, den letzten Nerv und viele Haare beim Haare-Raufen verloren, alle Bestandteile des ehemaligen ASCIC-Computers ausgetauscht - und endlich wieder einen teilweise funktionierenden PC gezaubert. Wir verdrehen Harddisk- und Floppykabel, booten erfolgreich neu und beginnen mit der Installation von Software. Wir legen die erste Setup-Diskette ein und wechseln auf das Laufwerk.

Einige Minuten später.
Das Laufwerk funktionierte nicht. Wir mußten neu verdrehen, neu testen, 100 Mal neu booten. Wir verbringen eine halbe Stunde mit der Fehlersuche. Das betreffende Floppy-Laufwerk fuktioniert in jedem ganz normalen anderen PC, nur in unserem speziellen ASCIC funktioniert es nicht. Wir wollen eine Wand senkrecht emporkrabbeln und uns von der Decke stürzen. Das kann nicht sein! Das geht nicht! Sowas gibt es nicht!

Drei Stunden später am vierten Tag.
Die Idee des Tages, des Monats und des Jahres zugleich: Floppykabel austauschen! Wir hatten das alte ASCIC-Floppykabel verwendet. Das hätten wir nicht tun sollen. ASCIC-Computer sind anders als andere Computer. Sie haben Spezial-Floppykabel eingebaut, die nur am integrierten ASCIC-Controller und nur mit speziellen ASCIC-Floppylaufwerken zusammen funktionieren. Äußerlich kann man die speziellen ASCIC-Floppykabel nicht von normalen Floppykabeln unterscheiden. Wir tauschen das Kabel aus und stellen sofort einwandfreie Funktion des Laufwerks fest.

Wenig später.
Der alte ASCIC-Monitor ist mit SVGA-Auflösungen hoffnungslos überfordert und gibt außer Flimmern nichts von sich. Wir tauschen ihn gegen einen schnell nachträglich besorgten neuen Monitor aus.

Am Nachmittag des vierten Tages.
Leider will unser neu geschaffener PC nicht am Netzwerkbetrtieb teilnehmen. Außerdem wollen wir nunmehr einen Scanner verwenden. Dessen Controllerkarte will ebenfalls nicht funktionieren.

Wir machen Pause und schlafen erneut über dem Problem.
Immer neue Alpträume quälen uns.
Ein siebter, ein achter, eine ganze Meute weiterer ASCICs sprechen zu uns:
"Du hast ein ASCIC-Mainboard zum Elektronikschrott geworfen. Wir verhexen Dich und legen einen Fluch über alle Deine Computer. Keine Netzwerkkarte soll mehr funktionieren! Kein Scanner soll mehr scannen!"

Am fünften Tag, einige Stunden nach Beginn der Arbeit.
Wir sind am Ende unseres Wissens, schlaflos, von ASCIC-Alpträumen geplagt. Unsägliches Überdenken der Situation ergibt: Alles, was die beiden nicht funktionierenden Karten gemeinsam haben, ist die 16-Bit-Bauweise. Lange Testreihen ergeben: alles, was unseren neuen PC von anderen, ganz normalen PCs unterscheidet, ist die spezielle ASCIC-Busplatine. Wir haben einen Verdacht: ASCIC-Spezial-Busplatinen sind anders als andere Busplatinen. In ihnen funktionieren keine 16-Bit-Karten... Wir erhärten den Verdacht durch Tests. 8-Bit-Netzwerkkarten funktionieren tadellos auf Anhieb. 16-Bit-Netzwerkkarten funktionieren nicht. Eine auf 16-Bit-Betrieb gejumperte VGA-Karte funktioniert nicht. Eine solche auf 8-Bit-Betrieb umgejumpert funktioniert tadellos. Eine 8-Bit-Hercules-Karte funktioniert. 16-Bit-Scannerkarten funktionieren nicht. 8-Bit-Scannerkarten funktionieren tadellos. Es steht fest: In ASCIC-Spezial- Busplatinen funktionieren keine normalen 16-Bit-Steckkarten.
Wir entfernen die ASCIC-Spezial-Busplatine mit der Konsequenz, daß wir nunmehr keine Steckkarten mehr auf das Mainboard stecken können, weil unbedingt Spezial-ASCIC- Steckkarten auf der Spezial-ASCIC-Busplatine im Spezial-ASCIC-Gehäuse eingebaut werden müssen, da ansonsten die Öffnungen im Spezail-ASCIC-Gehäuse an der falschen Stelle liegen. Leider läßt sich im ASCIC-Gehäuse aufgrund der besonderen Spezial-ASCIC-Konstruktion keine normale handelsübliche Busplatine, sondern nur die spezielle ASCIC-Only-2*8+1*non-function-16-Bit-Busplatine mit der speziellen ASCIC-Bauweise verwenden.
Übrigens bietet die besagte Busplatine insgesamt nur drei Slots, davon sind zwei Slots spezielle ASCIC-Spezial-8bit-Slots, und der dritte Slot ist ein spezieller und deswegen unbrauchbarer ASCIC-Spezial-non-function-16bit-Slot... Wir beschließen umgehend, das ASCIC-Gehäuse gegen ein normales, schnell nachträglich gekauftes Standard-PC-Gehäuse auszutauschen.

Am Abend des fünften Tages nach Beginn der Aufrüstung des ASCIC-Computers.
Wir haben alle neuen Komponenten in ein neues Gehäuse eingebaut, getestet und sind endlich im Besitz eines voll funktionsfähigen PCs. Wir danken Gott und unserem Hardware-Händler, der alle neuen Teile sofort auf Lager hatte.
Die letzte Bilanz: Fünf Tage Arbeit, fünf Tage Ärger mit einem ganz speziellen ASCIC-PC, einen Schraubenzieher und eine neue Festplatte vernichtet, mehrere Finger verwundet. Als Ergebnis unserer Aufrüstung haben wir einen komplett neuen PC erhalten, in welchem wir absolut kein einziges Bauteil des aufzurüstenden ASCIC-PCs wiederverwenden konnten. Aber er funktioniert - und Windows läuft!
Wenn auch irgendwie sooooooo langsam, daß wir nach dem Einschalten in aller Ruhe Kaffe aufsetzen und Kaffee auskühlen lassen und Kaffee trinken können, bis das Booten beendet ist...

Wir, die UNVERBESSERLICHEN...
Da zufällig alle benötigten Einzelteile für einen kompletten ASCIC-PC übriggeblieben waren, haben wir aus unserer Elektronikschrott-Kiste zu einem späteren Zeitpunkt alle ausgemusterten ASCIC-Spezialteile wieder ausgegraben und in wochenlanger Arbeit zu genau demselben Rechner wieder zusammengebaut, den wir am Anfang besaßen. Nur ohne LEDs und ohne Lautsprecher...

Zufällige Übereinstimmungen mit technischen Details bekannter Computermarken wie zum Beispiel Amstrad, Schneider, Compaq, IBM, Commodore und womöglich Markennamen von weiteren Herstellern, also zum Beispiel Siemens, Vobis und Escom, sind vom Autor NICHT beabsichtigt.
(In diesem Satz können Sie gerne ein Wort Ihrer Wahl streichen - nur behaupten Sie dann auf keinen Fall, der Autor hätte diese Geschichte in dieser Variation veröffentlicht!)

(c) Andy Weisel 1997